Ein 180-Grad-Panorama mit spektakulären Ausblicken am Gipfelkreuz des 463 m hohen Zeilbergs. So viel Genuss muss sein, bevor sich der Leiter des Naturparkbauhofs zusammen mit seinem Mitarbeiter Florian Obergruber an diesem sonnigen Februarmorgen an die Arbeit macht. Und davon gibt es mehr als genug. Die beiden haben sich heute den Stein-Erlebnispfad auf Maroldsweisachs Hausberg vorgenommen. Eines der vielen Herzensprojekte von Schmucker, der seit 27 Jahren mit seinen vielen Talenten den Naturpark prägt. Kümmerer und Mädchen für alles, so bezeichnet er sich selbst. Wenn man ihn auf seiner Tour begleitet, wird klar, was er damit meint.
Tafeltausch am Zeilberg-Kino
Den 3,8 km lange Stein-Erlebnispfad hat er vor 15 Jahren konzipiert und verwirklicht. Einer von 20 beliebten „Schmucker“-Wegen, die Kinder und Erwachsene zu einem Naturthema mit viel Fantasie und Wissen auf Entdeckertour schicken. Der ehemalige Vulkankegel wird seit vielen Jahrzehnten als Basaltsteinbruch genutzt. Der Abbau hat einen riesigen Krater von 116 m Tiefe und 1,5 km Durchmesser in den Berg gerissen und viele Erdschichten freigelegt – einmalige Gegebenheit, um das Thema Stein in Szene zu setzen. Schmucker hat ihm viele Facetten entlockt, von Einblicken in die Geologie und die Arbeit in einem Steinbruch über spielerisches Erfahren der Steinqualitäten sowie Wissen zum Ausnahmelebensraum bis zu den Landschaftsausblicken, die ein solcher Singulär ermöglicht. Wie eben am Zeilberg-Kino, dem die Hauptmaßnahme des Tages gilt.
Schmucker und Obergruber holen drei lange Tafeln aus dem Naturparkmobil. Sie sollen die alten Panoramatafeln ersetzen, die am Kreuz eine Art Kanzel bilden und die drei Aussichten mit ihren Erhebungen erläutern. „Die hab‘ ich jetzt schon viermal ausgetauscht seit 2000“, erklärt Schmucker. Für Obergruber wenig erstaunlich: „Ist hier von den Witterungsverhältnissen her auch ein heftiger Standort.“
Selbstbau der Sonderklasse
Verwendet wurden Alu-Verbundplatten, die bedruckt und mit UV-Schutz ausgerüstet wurden. „Die besten Materialien, die draußen funktionieren“, erklärt Schmucker, und er muss es wissen. Er hat die Tafeln selbst gefertigt, inklusive Fotos, grafischer Bearbeitung und des Designs – alles Copyright Schmucker. Auch der Unterbau ist sein Werk. „Wir verwenden Holz aus der Region, das ist nachhaltig und lässt sich leicht austauschen.“ Damit die Konstruktion länger hält, hat er sich einen konstruktiven Holzschutz ausgedacht, mit Fundament und Winkeleisen. Solche Lösungen werden laufend beobachtet und gegebenenfalls nachgebessert.
„Bei uns ist alles in einer Hand“, erklärt der Leiter des Bauhofs. Als dessen einziger Angestellter legt er in Absprache mit dem Geschäftsführer Neues an und wartet Bestehendes. Andere Naturparke vergeben solche Arbeiten nach außen und müssen viel mehr dafür investieren. Und dann: „Stehen die Sachen herum und keiner kümmert sich mehr drum.“
Das erste verblichene Schild ist abmontiert. „Okay, Florian, jetzt kommt der ‚Blick in den Weissachgrund‘ dran.“ Florian hält das Schild fest und lässt den Akkuschrauber auf Touren kommen. Schmucker: „Mach net so auf Spannung, sonst heißt’s: Wer hat denn des gemacht? Dann machen wir es lieber ordentlich.“ Dieser Satz gehört zu seiner Werkseinstellung. Der Bauhofleiter weist Obergruber auf die Feinheiten hin, denn der wird gerade gebrieft. Am 1. April löst er Schmucker ab, der dann in Rente geht. „Er macht es super“, lobt Schmucker. Der Tafeltausch ist gelaufen und es geht zur benachbarten Schutzhütte. Hier soll ein Holzschild angebracht werden mit einem Appell zu mehr Rücksicht auf die Natur. „Das Schild hat der Patrick gemacht“, erklärt Schmucker. Patrick ist einer seiner Helfer, die ihm regelmäßig von der Arbeitsvermittlung des zak-Projektes als Minijobber zur Verfügung gestellt werden. Ganz allein geht eben doch nicht.
Florian kramt in der mobilen Werkstatt nach passenden Schrauben – „da brauchen wir 70er“, ruft ihm Schmucker zu. Während er auf die Schrauben wartet, geht sein Blick zu der Treppe, die wenige Meter entfernt den Abhang runterführt. „Die haben wir auch gebaut und die Pfade am Berg ausgehackt.“ Denn auch das gehört zu seiner Arbeit: die Pflege der Wege, aber auch kreative Bildschirmarbeit wie das Texten und Designen von Broschüren oder Logos wie des Steinpfadmaskottchens „Steh’la“.
Wartung und Wehmut
Weiter geht es mit dem Naturparkmobil zum Check der nächsten Erlebnisstation „Steine bearbeiten“. Hier können Kinder mit dem Hammer Basaltbrocken behauen und viel Schotter produzieren. Schmucker kontrolliert, ob die Hämmer noch gesichert sind, einen muss er neu befestigen. „Was nicht festgekettet ist, ist weg.“ Schwund gibt es auch beim „Steinbruch in Betrieb“, einem gigantischen Sandspielplatz auf dem Abraumhügel. Auch diese Anlage eine Konstruktion in Eigenregie und ein Eldorado für Kinder. Sie können mit Edelstahlbaggern Löcher graben und einen Spiel- und Förderturm bestücken. Aktuell fehlen die Sicherungsschrauben der Bagger. Florian bestückt sie mit neuen und beim Einbohren springt eine Schraube ab. Die beiden machen sich auf die mühsame Suche nach dem Teil in der Sandgrube. Scheint aussichtslos. Doch dann pickt Schmucker aus dem Körnermeer die Schraube und hält sie zufrieden grinsend empor. „Ich hab‘ dem Naturpark schon viel Geld gespart.“
Kurz noch eine Begutachtung der zugehörigen Schutzhütte, in die eigensinnige Besucher die Sitzgruppe von draußen reingeschleppt haben. Schmucker instruiert Obergruber, wie’s weitergehen wird. Die Rastgruppe kommt wieder raus und stattdessen soll eine eigens für die Hütte konzipierte installiert werden. Wie und wo sie den besten Blick und größte Gemütlichkeit garantiert, auch das erklärt er seinem Nachfolger. Der wird später die Arbeiten durchführen. Bei Schmucker kommt Wehmut auf: „Es ist ein schöner Job.“
Autorin und Fotografin ist Sabine Haubner.
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