„Wer ist eigentlich dieser nette Herr da auf der Tafel?“ mag sich manch einer fragen, der dieser Tage eine der sieben Einfallstraßen nach Hofheim i.UFr. benutzt. Nun, die Figur stellt tatsächlich den „letzten Ritter Frankens“ dar, den 1755 geborenen Christian Truchseß von Wetzhausen zu Bettenburg, welcher Gäste aus nah und fern begrüßt und auf den Elementen des neuen touristischen Beschilderungskonzepts Hofheims immer wieder auftaucht.
Eigentlich sollte es „nur“ ein Stelenweg werden, ein Rundgang mit historischen Bildern an besonderen Punkten, die einen Blick in die Zeit vor über hundert Jahren gewähren. Doch schon bei der ersten Ortsbegehung – noch mit Altbürgermeister Wolfgang Borst – wurde die Idee geboren, mehr daraus zu machen, – ein ganzes touristisches Beschilderungskonzept – um zu zeigen, was man hat, wenn die 1.000 Besucher zur Preisverleihung des Europäischen Dorferneuerungspreises im nächsten Jahr kommen.
Somit war die Idee da und gleichzeitig auch die Deadline. Nun, über ein Jahr später, ist es geschafft, freut sich Helen Zwinkmann von Haßberge Tourismus e.V., die das Projekt begleitete. Hofheim in Unterfranken präsentiert sich seinen Gästen stolz als „Herz der Haßberge“ und leitet sie „von außen nach innen“, damit ihnen nichts entgeht. 7 Begrüßungstafeln an den Ortseingängen, 6 Wegweiser für Fußgänger von den Toren der Stadt zum Mittelpunkt am Marktplatz, ein Info-Punkt auf selbigem und eben 16 Stelen mit historischen Blickwinkeln. Einige Elemente konnten freilich zur Preisverleihung noch nicht aufgebaut werden, nahm doch das Festzelt am Markt viel Platz in Anspruch. Aber eine gebührende Einweihung des Stelenwegs mit seinem Initiator und Ideengeber Werner Mock war trotzdem möglich, auch wenn die ersten beiden Stelen der feiernden Festgesellschaft im Zelt weichen mussten.
Stadtarchivar Werner Mock recherchierte die Inhalte und legte die Standorte gemäß der Blickwinkel auf den historischen Bildern fest. Im Laufe der Bearbeitung entwickelte er viele neue Ideen, an die anfangs noch gar nicht zu denken war. In vielen Stunden brachten er und Helen Zwinkmann diese Ideen in Formen und so entstanden zuerst die 16 Tafeln, und dann noch jeweils eine mit Bildern und Musik unterlegte Audiodatei. QR-Codes an jeder Stele leiten auf die Seite, die neben den Videos auch tiefere Inhalte und Bilder bietet. Hier hört man die „Hofinger“ ihre Geschichten erzählen – teils skurril, teils erstaunlich, teils nachdenklich stimmend. Hierfür wurden von Werner Mock zahlreiche Bürger und Bürgerinnen motiviert, als Sprecher zu fungieren. Die digitale Form des Stadtrundgangs wurde über die Webseite des Haßberge Tourismus realisiert.
Die Idee, die historische Figur des Truchseß von Wetzhausen als Maskottchen, oder touristisch ausgedrückt, als „Testimonial“ zu nutzen, ist nicht neu: der edle Herr mit Frack und Zylinder wurde bereits für die Bewerbungsbroschüre der Allianz Hofheimer Land für den Europäischen Dorferneuerungspreis geschaffen.
„Der Truchseß zeigt den Gästen „sein“ Hofheim, er stellt die Verbindung zwischen der Stadt, wo mit der heutigen Apotheke der Zehnthof seiner Familie war und dem Schloss Bettenburg, wo er gelebt hat, dar.“, so Susanne Volkheimer, Geschäftsführerin von Haßberge Tourismus.
Vornehm zurückhaltend, wie man sich den „letzten Ritter Frankens“ vorstellt, nimmt er die Gäste „an die Hand“ und zieht sich als roter Faden und Thementräger bis in die Online-Version des Rundgangs und den Faltflyer durch. „Gleichzeitig soll der Truchseß die Gäste animieren, ihren Besuch in Hofheim um einen Ausflug zum Landschaftsgarten Bettenburg zu ergänzen.“
„Für uns als Tourist-Information ist es wichtig, den Gästen den Aufenthalt so einfach und angenehm wie möglich zu machen. Wir haben am Marktplatz einen neuen Platz geschaffen, wo man ankommen kann, wo man sich ausruhen und das Stadtensemble auf sich wirken lassen kann.“ Das Rad gut geparkt im neuen Radständer, 2 Bänke, ein Mülleimer und etwas Schatten durch die vorhandenen Bäume – mehr braucht es erst einmal nicht, wenn einem die Wanderung oder Radtour in den Knochen steckt. Und dann kann man langsam Informationen aufnehmen – der Wegweiser zeigt die nächste Toilette oder den Weg zum Freibad an, die dreiteilige Infotafel präsentiert den neuen Stadtrundgang und Hofheimer Sehenswürdigkeiten und gibt Gestaltungshinweise für den restlichen Tag. Hier kann man Ausflugsziele in den Ortsteilen entdecken; wer weiter wegwill, schaut sich das Klapp-Pult der Allianz Hofheimer Land an und findet dort allianzweit bis nach Bundorf oder Burgpreppach Ideen zur Freizeitgestaltung. Die von Haßberge Tourismus im Frühjahr 2023 neu aufgestellte Radtafel wurde ebenfalls in den neuen Platz integriert, sodass niemand mehr auf leere Tafelrückseiten blicken muss.
Mit der Schaffung des Beschilderungskonzeptes „aus einem Guss“ ist gleichzeitig eine touristische Leitfigur mit dem Truchseß von Wetzhausen für Hofheim entstanden, findet Alexander Bergmann, der neue Bürgermeister Hofheims, welchem wenig Zeit vergönnt war, sich in das Projekt einzuarbeiten. Doch er war sogleich vom Design angetan und genehmigte der Vollständigkeit halber noch den Druck eines entsprechenden Flyers, welcher pünktlich zur Preisverleihung fertig wurde. Somit kann auch zukünftig den Touristen in der Hofheimer Tourist-Info am Marktplatz wieder ein attraktives Prospekt an die Hand gegeben werden, um die Fachwerkstadt auf eigene Faust zu erkunden.
Das Projekt „Beschilderungkonzept für Hofheim i.UFr. mit Stelenweg Historische Blickwinkel“ wurde zu 80% gefördert durch das Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm Wachstum und nachhaltige Erneuerung. Die bauliche Projektleitung hatte das Architekturbüro Bergmann aus Eichelsdorf inne, welchem besonders die Individualität der Bauelemente wichtig war. Umgesetzt wurden die Schlosserarbeiten von der Firma Dauelsberg. Ein besonderer Dank geht auch an den Bauhof Hofheim für die Erd- und Betonarbeiten. Die grafische Gestaltung erfolgte durch die Designagentur factum.adp aus Sand a.M.
Bild: Historischer Blickwinkel in die Hofheimer Landgerichtsstraße – hier freuen sich die an der Umsetzung des neuen Beschilderungskonzepts Beteiligten über die Doppelstele: V.l. Frank Dauelsberg, Architekt Jürgen Bergmann, Susanne Volkheimer, Udo Rippstein (factum), Helen Zwinkmann, Werner Mock, Bürgermeister Alexander Bergmann, Wolfgang Borst
Fotografin: Luisa Krapp/ Haßberge Tourismus
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